Das Tageslicht modelliert den Kirchenraum im Verlauf des Tages und Jahres, in Abhängigkeit zur Witterung, den dynamischen Lichtverhältnissen und gefiltert durch Glas und Architekturstrukturen. Durch die Vielgestaltigkeit des Tageslichtes entsteht ein lebendiger Raum, der gleichzeitig ein Raum für Ruhe und Besinnung ist. Ein Raum mit einer besonderen Ausstrahlung und einer besonderen Stimmung. Die künstliche Beleuchtung wurde mit dem Baukörper gleichsam verwoben. Sie begleitet und beantwortet auf der einen Seite die Geometrie des Baukörpers, auf der anderen Seite werden einige wenige Schwerpunkte ausgebildet und Beleuchtungskomponenten auf klar definierte Elemente reduziert.

Lichtführung von Tageslicht und Kunstlicht

Das Dach der Kirche ist eine Schichtung aus mehreren Ebenen. Alle Ebenen folgen der großen Welle der Architektur. Die Ebenen der Schichtung haben verschiedene Aufgaben z.B. sind sie Teil des Tragwerkes. Alle Ebenen sind aber insbesondere auch Teile und Werkzeuge der Tageslichtführung und nehmen auch die Elemente für das Kunstlicht auf. Die oberste Ebene der Schichtung ist das Glasdach als Außenhaut des Gebäudes. Darunter liegt die Ebene der Dachträger. Zum Kirchenraum schließt die Schichtung des Daches mit einem transluzenten Screen ab. Dieser transluzente Screen ist jedoch nicht geschlossen, sondern entwickelt sich aus der Struktur der Dachträgern zu einer polygonalen Anordnung von Bändern. Die Konturen dieser Bänder sind nicht gleichmäßig sondern zur Führung des Tageslichtes abweichend voneinander geschnitten. Die Wirkung des transluzenten Materials wird erst mit dem Einschalten des Kunstlichtes im Innenraum sichtbar. Denn während des Tages sollen die Bänder und ihre Konturen geschlossen wirken. Die Wirkung des Tageslichtes steht dann im Vordergrund. Erst am Abend sollen sich die Strukturen des Kunstlichtes zeigen. Die Grundbeleuchtung für den Kirchenraum wurde in Form von feinen, linearen Lichtlinien in die transluzentem Bänder eingeschnitten. Die Anordnung der Lichtlinien und ihre Linien und Proportionen leiten sich aus der Form des Grundrisses des Raumes ab. Dadurch, dass die Lichtlinien in ein transluzentes Material eingeschnitten sind, kommt es in der Folge zu einem Wechselspiel zwischen Licht und transluzentem Screen. Das Tageslicht nutzt sehr natürlich die aufeinander abgestimmten Ebenen der Schichtung des Daches. Auch am Abend im Kunstlicht sollen diese Schichten und also die Tiefe des Daches und die Öffnung nach Außen wahrnehmbar sein. Um dies zu erreichen, wird am Abend der Hohlraum zwischen innerer und äußerer Hülle mit Licht akzentuiert. Für diese Akzentuierung wurde in Anlehnung an das Motiv der Welle die Lichtfarbe blau gewählt. Die Akzentuierung des Hohlraumes mit dieser Lichtfarbe gestaltet einen abstrakten Raum im Hohlraum zwischen innerer und äußerer Hülle, erzeugt eine Tiefenwirkung und verweist auf die Öffnung des Raumes zum Tageslicht hin.

Entwicklung am Modell

Um die Wirkung und Ausgestaltung der Ebenen des Daches im Detail zu klären und zu entwickeln, wurde für das Prinzip von Grundbeleuchtung und Farblichtraum ein Modell im Maßstab 1:1 in einer Länge von 4m gebaut. Anhand dieses Modelles wurden z.B. die Transluzenz der inneren Haut und die damit verbunden konstruktiven Inhalte entwickelt. Es wurde überprüft, wie die Geschlossenheit der Decke bei Tageslicht erreicht werden kann und ob die Abstraktion des Hohlraumes durch die gewählte Lichtfarbe und den gewählten Leuchtenstandort ausreicht oder noch optimiert werden sollte. Das Modell diente z.B. auch zur Überprüfung der Farben und Materialien, da diese Flächen unterschiedlichen Lichteinwirkungen ausgesetzt sind. Z.B. wurde auch die Wahrnehmung der Spiegellungen in der äußeren Dachhaut kontrolliert und bewertet und Fugenbreiten visualisiert und diskutiert. Das Muster wurde so als Arbeitsmodell konzepiert, dass es im Laufe mehrerer Arbeitstermine fortgeschrieben und verändert werden konnte.

Lichtszenen und Lichtatmosphären

Die Grundbeleuchtung ist grundlegender Bestandteil der Beleuchtung des Kirchenraumes. Zusätzlich zur Grundbeleuchtung gibt es weitere Beleuchtungs-komponenten, um z.B. verschiedene Raumbereiche eigenständig zu nutzen und Lichtatmosphären für verschiedene Anlässe zu gestalten. So wird der Altarbereich über Strahler akzenuiert. Diese Strahler sind zurückversetzt, nicht sichtbar, in die Ebene der Dachschichtung integriert. Mit dieser Lichtart werden im Altarbereich Lichtschwerpunkte ausgebildet und Details akzentuiert. Das Oberlicht der Marienkapelle ist indirekt beleuchtet und markiert so das Zentrum dieser Raumerweiterung. Gleichzeitig wird der Altar der Kapelle vom Oberlicht aus akzentuiert und bildet somit einen atmosphärischen Lichtschwerpunkt für Konzentration und Ruhe aus. Im Bereich der Raumerweiterung der Marienkapelle sind Lichtlinien in die Decke eingeschnitten, um z.B. diesen Raum auch eigenständig nutzen zu können. Der Tabernakel steht auch am Abend im Kunstlicht als frei schwebender Körper im Licht.

Außenbeleuchtung

Die Außenbeleuchtung hebt auf der einen Seite den skulpturen Charakter des Gebäudes hervor, auf der anderen Seiten erfüllt sie die funktionalen Anforderungen. So gibt es zum Beispiel nur im Eingangsbereich eine große runde Lichtscheibe, um Vorbereich und Eingangsbereich zu beleuchten. Dieses Licht verbindet Außen- und Innenraum fließend miteinander. Ansonsten wurde bewußt auf sichtbare Leuchten direkt am Baukörper verzichtet. Der skulpturale Charakter des Gebäudes wird am Abend durch verschiedene Lichtmomente hervorgehoben. So bleibt der Sockel des Gebäudes unbeleuchtet, während die fließenden Wandgeometrien oberhalb des Sockels mit Licht leicht modelliert werden. Der Glockenturm und das Kreuz werden über die Gebäudehöhe hin akzentuiert, Richtung Deichseite wird die Akzentuierung des Glockenturmes erneut aufgegriffen. Hinzu kommt das Wechselspiel zwischen Innenbeleuchtung und Lichtreflexionen der Innenbeleuchtung in der Dachstruktur und Dachhaut. Diese Lichtwirkung stellt sich während der Gottesdienstzeiten anders dar als außerhalb der Nutzungszeiten. Und auch außerhalb der Nutzungszeiten zeichnet die blaue Lichtfarbe die große Geste der Welle nach.

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Grundriss / Deckenspiegel


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Grundriss / Deckenspiegel Grundbeleuchtung


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Arbeiten am Model 1/1